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EINLEITUNG
WAS SAGTEN MENSCHEN
WAS IST DAS ZIEL
UMSETZUNG
WIE KAM ES ZUR IDEE
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EINLEITUNG

Kürzlich konnte ich in der Straßenbahn einem Gespräch zwischen zwei jüngeren Frauen zuhören, es war einfach laut genug. Nicht ein kurzlebiges TV-Idol war Thema, sondern Schrift, die sich über Jahrtausende gehalten hat, über noch eine neue DVD-Norm und wie sich die Zeiten der Nutzbarkeit immer schneller verkürzen. Es sei gut, sich die wichtigen Dinge auszudrucken. Ein wichtiges Thema!
Immer mehr entsteht ein Bewusstsein für Geschichte, auch, dass wir nur ein Teil davon sind. Kulturen kommen und gehen, Sicherheit gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, bestimmte Werte der Nachwelt zu bewahren, auch wenn die heute und morgen Lebenden nicht mehr gefragt werden können, auch wenn ihre oft kurzlebigen Datenträger zerfallen und technisch nicht mehr ausreichend reproduzier- und interpretierbar sind. Immer wieder brennen wertvolle Bibliotheken ab, werden Archive im Hochwasser unbrauchbar. Selbst bei glücklicher Lagerung gibt es Zerfall. Wie lange halten Tontafeln, bearbeiteter Stein, Papyrus, Zeitungspapier des 19. und 20. Jahrhunderts, wie lange VHS-Kassetten? Ist ein kaum erhaltenes Analogsignal aussagekräftiger als ein beschädigtes Digitalsignal? Hält der Lochstreifen besser als die mehrschichtige DVD? Was bleibt?

Das Archivwesen, die Bibliotheken führen einen Krieg gegen die Zeit. Informationen zerfallen, was wichtig für die Nachwelt ist, wird in einer konkreten politischen Epoche entschieden. Das Gejammere über Verluste kommt regelmäßig in die Gesellschaften, immer dann, wenn Werte wiederentdeckt werden, weil in der Geschichte bereits erbrachte Leistungen bedingt durch neueste Entwicklungen an Aktualität gewinnen. Es stellt sich immer wieder heraus, daß manche Erkenntnis vor der Zeit bereit stand, die gesellschaftliche Realität aber bestimmte Lösungen nicht zuließ. Um die Gegenwart zu verstehen, machen sich Historiker auf, nach Wurzeln für Verhalten und Kultur zu suchen. Hinweise bieten da Aufzeichnungen. Seit der Erfindung der Musikautomaten sind Informationen nicht nur Abbildungen, Symbole und Schrift. Die Vergänglichkeit schien schon überwunden. Inzwischen erscheint die Schellackplatte aber beständiger als die CD.
Wie soll man fremden Kulturen die eigene nahebringen? Die Frage stellt sich, wenn Sonden weit ins Weltall geschickt werden. Daten zur Lage des Sonnensystems, der chemischen Zusammensetzung, der Bewohner, sind in bildhafter Form unterwegs. Also wieder die guten alten Symbole, Piktogramme, aus denen sich die Außerirdischen eine verständliche Grundinformation generieren können, meint man zumindest.

Jedoch haben wir Menschen mit uns Menschen bereits ein Problem, sollte die Nachricht nicht mehr ganz neu sein. Endlager für radioaktives Material müssen auch in tausenden Jahren noch für ihre Strahlungsgefahr "werben". Die Abbildungen sollen die Gefahr verdeutlichen. Darüber machen sich Leute ernsthaft Gedanken. Zeichen müssen eindeutig sein, also unabhängig von der dann geltenden Kultur. Ein Fachmann sagte im Fernsehen, im Falle der Wiederentdeckung würde es auch kein Englisch mehr geben. Die Zeit heilt wohl alle Wunden ;-).
Für das von mir angedachte Projekt ist Englisch auch viel zu kompliziert gestrickt. Wenn es möglich ist, ein Alphabet zu nutzen, welches auch lautgemäß gesprochen wird, ist es doch auch möglich, eine solche Sprache leichter als andere zu reproduzieren. Nicht nur für Hirn und Computer der Jetztzeit gilt das, sondern auch für den Archäologen, dem die Datenträger von heute nichts mehr sagen können.
So sehe ich auch in Hinblick auf große historische Zeiträume die Sprache Esperanto als die beste und robusteste Lösung an, auch dann, wenn sich Weiterentwicklungen der Sprache ergeben.


WAS SAGTEN MENSCHEN

Seit alten Zeiten wird musiziert. Wie aber klang die Musik, die doch im nächsten Moment schon verhallt war? Mit archäologischem Spürsinn wird nachvollzogen, wie Instrumente gestimmt waren, wie die Gesänge sich anhörten, wo doch die frühe "Musikschrift" nur eingeschränkt reproduzierbar sein kann.
Wie klang eine Sprache, die niemand mehr spricht? Wird man immer das Glück haben, alte Texte in mehrfacher Übersetzung und eine noch vorhandene Sprache zu finden, um nachzuvollziehen, wie die Pharaonen klangen? Heute sterben Sprachen wie Tierarten.
Angenommen, alle Fäden sind gerissen, alle feinen Datenspeicher sind zerstört oder unlesbar. Nur einige Texte auf Papier, Stein, Metall sind noch da, wie sollen sich dann die Finder (Menschen) einer fernen Zeit unsere Sprache vorstellen? Ein Interesse ihrerseits ist zu erwarten.
Warum verstehen wir Schrift? Ganz einfach, weil wir seit wir sehen können auch Schrift sehen, weil sie uns erklärt wird, weil wir geprägt sind. Der Vorgang ist so sehr verinnerlicht, daß es uns extrem schwer fällt oder fast unmöglich ist, uns aus dieser gewohnten Sicht herauszubegeben.
Einem O kann ich bei Phantasie und einer Eselsbrücke das gesprochene O ansehen, auch wenn dies wahrscheinlich ein Zufall ist. Es ist sicher kein Zufall, welchen Gesetzen Notenschrift folgt. Tiefe Töne, tief im Boden sich fortpflanzend, werden auch als Noten tief, also unten wiedergegeben.
Buchstaben sind historisch über mehrere Kulturen und Epochen gewachsen. Nicht jeder unterlegene Feind mußte seine kulturellen Leistungen begraben. Handel und Wandel trugen zur Verbreitung bewährter Kulturtechniken bei. Nicht immer wird aber das in sich beste System weiterverwendet. Macht spielt eine wesentliche Rolle. Beispiel ist das HDTV-System, das nun schon alte Notlösungen neu verpackt in die Zukunft tragen wird.
Die Frage muß erlaubt sein, wie sähen Buchstaben aus, würde die Aufgabe, solche Hilfsmittel neu zu schaffen, jetzt gestellt werden?


WAS IST DAS ZIEL

Wie kann eine ferne menschliche Kultur unsere Sprache am besten reproduzieren? Eines ist den Menschen gemeinsam, sie gehören der selben Art an, haben also einen grundlegend gleichen Körperbau. Wenn es sich um eine Form mit hoher Zivilisation handelt, versteht sie abstrahierte Darstellungen eines Körpers und dessen wesentliche Details.

Eine Anleitung ist für diese ferne Zivilisation hilfreich. Wäre es nicht aufregend, wenn diese intelligenten Nachkommen unsere Sprache und unser Wissen mit Hilfe einer Anleitungstafel reproduzieren? Was soll eine Information beinhalten, etwa die offizielle Lautschrift, die selbst viele Leute der Gegenwart nicht nachvollziehen können? All die wirren nichtssagenden Buchstaben, die nur den Eingeweihten weiterhelfen? Wir wissen doch längst, was eine Unterbrechung der Zivilisationslinie für Folgen hat.
Angenommen, Menschen finden die Nachricht. Dann sind sie ähnlich gebaut wie wir. Sie haben Augen im Kopf, können sprechen, können begreifen. Dann sind sie in der Lage:
- eine Abbildung des menschlichen Körpers zu interpretieren
- die Funktion des Sprechapparates nachzuvollziehen
- eine Klangabbildung zu analysieren
- Symbole, die sich auf die Abbildung beziehen, zu verstehen
- die Symbole mit den aufgefundenen Schriftzeichen zu vergleichen

Wie sollte dann ein Informationstafelwerk beschaffen sein, was ist zu beachten?
- Schnittdarstellung des Sprachapparates mit Details
- Vereinfachte Darstellung der unterschiedlichen Lautverformungen
- Vergleichskurven (Lautschwingungen) als optisches Band
- Ein Betonungshinweis sollte Bestandteil sein
Damit ist es nun möglich, einem Lautsymbol/Buchstaben den tatsächlichen Laut zuzuordnen.

Nach dieser Übung kann ein entsprechender (z.B. gedruckter) Text bereits akustisch hergestellt werden, der Klang einer Sprache ist reproduzierbar. Die ferne Kultur ist so in der Lage, diese Sprache auch zu sprechen. Der Buchstabe hat zwar nun nichts mehr mit der historisch gewachsenen Zeichengestalt zu tun, lässt sich aber wie jede andere Schrift am Rechner erzeugen, nachträglich wandeln, bearbeiten. Naheliegend ist die Nutzung von Satzzeichen. Eine Groß-/Kleinschreibung ist problematisch. Die Regelungen, nur Satzanfänge und Eigennamen groß zu schreiben (Esperanto) ist optimal. Wortarten werden eindeutig durch Endungen und dem Silbensystem definiert. Dargestellt werden Großbuchstaben, wenn überhaupt, durch Kapitälchen, welche nach typografischen Grundsätzen erstellt werden sollten. Dann steht noch die Frage des passenden Materials. Warum nicht Stein oder ein Edelmetall? Neu ist diese Anwendung nicht.

Die Bedeutung einer lautnahen Schrift zu finden, ist allerdings für die künftigen Finder schwieriger, als wenn Symbole bereits einen komplexen Sinn verraten würden. Ihn zu erschließen, ist eine andere Aufgabe, dafür gibt es heute illustrierte Wörterbücher, die ebenfalls wiederauffindbar sein sollten.
Da ich mich hier auf die internationale Sprache Esperanto beschränke, beziehe ich mich auch auf das immer wieder aktualisierte
Plena Ilustrita Vortaro de Esperanto, was in Buchform aber auch im Internet existiert.
Klar definierte angewendete lautgemäße Buchstaben sind mir nur von Esperanto bekannt. Und angenommen, in ferner Zeit finden Menschen die Aufzeichnung, dann ist diese beständige robuste Sprache eine hilfreiche Lösung. Wer möchte, kann dann aus der hier vorgeschlagenen Idee heraus auch weitere Zeichen versuchen, aber das ist dann eine Geschichte ohne Ende.

Basteln wir doch einfach den Archäologen der Zukunft ein Hilfsmittel, das auch mal einige Katastrophen überdauern kann.


UMSETZUNG

Ich versuchte, die wesentlichen Sprechwerkzeuge des Menschen abstrakt abzubilden. Die Schnittdarstellung erinnert an Röntgenaufnahmen. Stimmhafte Lautzeichen stehen auf der waagerechten Grund-Stimm-Linie. Die Vertikalen verweisen auf die mögliche Dauer eines Lautes. So haben Sprenglaute nur eine einzelne vertikale Linie. Die Linien der harten Konsonanten stehen am rechten Zeichenrand verbunden mit einem kleinen fortweisenden waagerechten Strich. Die Öffnung des Kiefers ist ebenso dargestellt wie das Verhältnis der Zunge gegenüber dem Gaumen, den Zähnen und den Lippen.

A a B b C c D d E e F f G g H h
-A a -B b -C c -D d -E e -F f -G g -H h
----
Ĥ ĥ I i J j Ĵ ĵ K k L l M m N n
-Ĥ ĥ -I i -J j -Ĵ ĵ -K k -L l -M m -N n
----
O o P p R r S s Ŝ ŝ T t U u Ŭ ŭ
-O o -P p -R r -S s -Ŝ ŝ -T t -U u -Ŭ ŭ
----
V v Z z Ĉ ĉ Ĝ ĝ
-V v -Z z -Ĉ ĉ (tsch) -Ĝ ĝ (dsch)

Die Tafel braucht ein Zeitmaß. Wieder ist es angebracht, daß Schulwissen zu "vergessen". Einer Zivilisation ist es leichter zu vermitteln, wenn wir von einem zu teilenden Tag als Grundlage ausgehen. Wie aber ist ein Tag leichter zu teilen, als wenn man ihn teilt? Das gut handhabbare heute Hexadezimalsystem genannte System vermag auch die Zeitmessung zu ordnen. Die Ziffern werden angegeben und ins Verhältnis zum Tag aufgeschlüsselt. Das heißt, ein Tag hat 16 Stunden, jede Stunde hat 16 Maximen, diese hat 16 Minuten, eine Minute hat 16 Sekunden. Auf dieser Grundlage kann die Sekunde und damit die Schwingung logisch nachvollziehbar definiert werden, die auf eine Abbildung des Schalls bezogen wird. Auch eine analoge Schallkurvenabbildung hat eine Aussagekraft. Damit kann eine Prüfung des vermuteten Lautklanges durchgeführt werden. Bereits vor der mehrfachen Erfindung des Phonographen wurde passiv Schall aufgezeichnet, ohne den Anspruch auf eine direkte Schallwiedergabe. Denkbar ist zwar ein Phonograph bereits in der Antike, alle technischen Voraussetzungen waren vorhanden, jedoch fehlte jedes Bedürfnis und der Glaube an die Möglichkeiten von Technologie ganz allgemein. Leider sind nun dadurch keine Tonaufzeichnungen von frühen historischen Persönlichkeiten vorhanden. Dieses Bewußtsein entwickelte sich in der Zeit, in der auch vom Begründer der Sprache Esperanto Aufzeichnungen auf Walze gebracht wurden.


HINTERGRUND - WIE KAM ES ZUR IDEE

Nachdem ich mich von 2000 bis 2003 mit einer Evolution der Esperanto-Sonderbuchstaben befaßte und mich im Themenkreis bewegte, war es dann nicht mehr weit bis zur Überlegung, ob es nicht für kommende Kulturen sinnvoll wäre, unsere Sprache auch akustisch mit den üblichen Schriftzeichen vergleichen zu können.
bastel bastel animationblabla

Im November 2003 machte ich mir erste Skizzen, dann ließ ich das Thema aber eine Zeit liegen und begann im Januar 2008 mit neuen Einsichten und Vorstellungen. Zur Auseinandersetzung nutzte ich u.a. eine Schere und Papier. Ob diese Zeichen genauso gut erlern- und lesbar sind, wie die bekannten, muß sicher noch genauer überprüft werden.
Möglich, daß so Mancher etwas erkennt, was ihm nicht überzeugend genug erscheint. Es gibt aber nichts gutes, außer man tut es. Und ich tat es. Jetzt sind die Kritiker an der Reihe. Die konkrete Ausführung ist durchaus noch im Fluß. Das System kann also noch weiter an die Natur und die typografischen Regeln angepasst werden, viele Wege sind beschreitbar. Es kann eine Schrift in Unicode erzeugt werden, Animationen sind möglich, unterstützt von Audio-Sprachdateien.
Zur Pecha Kucha Nacht am 27.05.2009 stellte ich unter anderem auch das System vor, wobei die kleine Animation besonders gut angenommen wurde.

steffen.eitner@kafejo.de


LINKS

WIKI - früherer Ansatz von Bell (verständlich für Archäologen?)
WIKI - Phonetik
WIKI - Plena Ilustrita Vortaro (de)
WIKI - Plena Ilustrita Vortaro (eo)
Ilustrita Vortaro
WIKI - Diskussion Hexadezimalsystem
EIGENLINKS ----------------------------------------
Gedanken zum hexadezimalen Zahlensystem
DIE IDEALE TV-NORM

(19.11.2003) 26.,31.01.2008 / 07.02.2008 / 22.07.2009

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