1949

In Dresden wurde ein Esperanto-Werbevortrag vor ca. 200 Interessenten und in Klotzsche ein Werbevortrag mit einer Esperanto-Ausstellung durchgeführt.
Im "Zentralverordnungsblatt" vom 12.1.1949 wurde die Verordnung über Auflösung aller Kunstsprach-Gruppen und Vereinigungen und die Einstellung von Esperanto-Sprachecken in Zeitungen und Zeitschriften, bekannt gegeben.
Am 17. Januar fand im Sportheim Dresden-Löbtau, die Jahreshauptversammlung der Gruppe Löbtau statt. In dieser Zusammenkunft wurde erklärt, daß die Landesregierung die Auflösung der Esperanto-Gruppen im Stadt- und Landkreis Dresden bis zum 24. Januar angeordnet habe.
Die Auflösungsverordnung wurde in der "Sächsischen Zeitung", vom 1. März veröffentlicht.
Damit war jegliche organisierte Esperantoarbeit in der Sowjetzone unmöglich geworden. Auf Anfragen einiger Esperantisten wurde ihnen mitgeteilt, private Anwendung des Esperantos, wie Korrespondenz sei möglich.
Nach Eingaben stellten die Deutsche Wirtschaftskommission mit Schreiben vom April 1949 und die Deutsche Verwaltung des Inneren in der Sowjetischen Besatzungszone mit Schreiben vom Juni 1949 in Aussicht, Esperanto in den Kulturbund zur Demokratischen Erneuerung Deutschlands aufzunehmen. Dies geschah auch, aber örtlich unterschiedlich.

1950

Durch die Gründung der DDR hofften die Esperantisten, daß die Verordnung von 1949 damit außer Kraft gesetzt wäre. Auf Schreiben an das Ministerium für Volksbildung wurde jedoch wie vorher, auf einen späteren Termin vertröstet. Mit Eingabe vom März an das M.d.I. wurde eine einheitliche Behandlung gefordert mit dem Erfolg, daß Esperanto nun auch in Orten, in denen noch öffentliche Arbeit möglich war, untersagt wurde.
Die "Friedenspost" vom 18. Juni brachte einen gegen Esperanto gerichteten Artikel.
Statt Besserung der Verhältnisse wurden Haussuchungen, Verhaftungen, Beschlagnahmungen bekannt.

1951 bis 1954

In der ersten Zeit trafen sich aktive Esperantisten des Dresdner Bezirks monatlich einmal (5 - 8 Teiln.) privat, in Wohnungen oder Gaststätten, wo sie über ihre Eingaben und Korrespondenzen berichteten oder Esperantozeitungen weitergaben, die zufällig durch die Zollkontrolle kamen.
Westdeutsche Esperantisten abonnierten Esperantozeitschriften und sendeten diese ihren Korrespondenten in Briefen, auch ausländische Esperantisten versuchten, die Kontakte nicht abbrechen zu lassen.
Später wirkten einige Esperantisten als Vermittler von Esperantozeitschriften wie "Paco"(Frieden) und "Pacdefendanto" (Friedenskämpfer).

1955

wurde der Entschluß gefaßt, die Volkskammerabgeordneten mit der Bitte anzuschreiben, die Sache der Esperantisten vor der Volkskammer zur Sprache zu bringen und zu vertreten. Da nach Artikel 144 der Verfassung die Verordnung vom 12.1.1949 (Auflösung der Esperanto-Gruppen) automatisch außer Kraft gesetzt wurde, und nach Artikel 12 der Verfassung "jeder Bürger das Recht hat, Vereine und Gesellschaften zu gründen, die den Strafgesetzen nicht zuwiderlaufen und nach Artikel 9 der Verfassung allen Bürgern das uneingeschränkte Versammlungsrecht eingeräumt wird. Die Eingabe blieb ohne sichtlichen Erfolg. Es wurde zugesichert das ganze Problem einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen. Mit Schreiben vom 15. März teilte das Sekretariat der Volkskammer mit, daß das Verbot der Esperanto-Gruppen nicht als Verbot der Kunstsprache Esperanto aufzufassen ist. Wörtlich hieß es weiter: "Niemand hindert Sie, diese Sprache zu sprechen oder zu schreiben. Im übrigen wird aber der Wert des Esperanto in Abrede gestellt".
Dresdner Esperantisten und Esperantisten aus der Umgebung trafen sich regelmäßig jeden Monat einmal in Dresden-Wachwitz (mit poliz. Genehmigung).
Die jungen Esperantisten der DDR trafen sich zu ihrem 1. Treffen in der Jugendherberge bei Königstein.

1956

Die jungen Esperantisten gaben ab Januar ein eigenes Mitteilungsblatt "La verda insulo" heraus.
Es gelang, den Ortsfriedensrat in Radebeul für Esperanto zu interessieren, daraufhin wurde dieses auch in anderen Orten versucht, mit gleichem Ergebnis. Im Schriftwechsel mit dem Generalsekretär des Deutschen Friedensrates, Berlin teilte dieser mit: "Dem D.F. kommt es darauf an, daß möglichst viele Menschen sich aktiv um die Verbreitung der Idee der Friedensbewegung bemühen. Wenn Freunde der Auffassung sind, daß sie sich hierfür des Esperanto bedienen wollen, so bleibt es ihnen selbst überlassen". Auch die SED Bezirksleitung Dresden schrieb in einem Brief, daß die Arbeit im Friedensrat mit Esperanto-Briefwechsel möglich sei.
Der Deutsche Friedensrat legte fest, daß in den Kreisen, wo Esperantisten zusammenarbeiten wollen, Kommissionen "Internationaler Schriftverkehr" zu bilden sind. Portokosten werden von den zuständigen Orts-, Betriebs- und Schulfriedensräten übernommen.
Mit Hilfe der Esperantisten von Dresden wurden einige Esperantisten zu einem Treffen nach Meißen eingeladen. An diesem Treffen (27. Mai), welches polizeilich angemeldet war, nahmen 54 Esperantisten aus 22 Orten der DDR teil. Dort wurde unter anderem bekanntgegeben, daß an den Schulen in Neuruppin, Dresden-Klotzsche und Freital innerhalb der Schuljugend bereits beachtliche Erfolge durch Esperanto zu verzeichnen wären.
Die jungen Esperantisten von Dresden und Umgebung nahmen am 9. und 10. Juni am 2. Touristischen Esperanto Jugendtreffen in Rathewalde teil. Dort beschlossen einige junge Esperantisten am 12. TEJO Kongreß in Büsum teilzunehmen.
27. und 28. Oktober trafen sich die jungen Esperantisten zu ihrem 3. Touristischen Esperanto Jugendtreffen in Bad Schandau-Königstein.
Am 12. November erschien die erste Nummer des "Informilo" (Informationsblatt) und berichtete über die bisherigen Ergebnisse von Eingaben, Geschichte des Esperantos seit der Auflösung der Gruppen 1949 und dem Aufruf der Leningrader Jugend an die Weltjugend, Esperanto zu erlernen um sich beim Festival in Moskau verständigen zu können.

1957

In Radebeul wurde ein Anfängerkurs im VEB Zentrifugal, mit 15 Teilnehmern durchgeführt, gleichzeitig wurden 33 Kinder in der Mittelschule Radebeul unterrichtet. In Dretschen wurden 22 Personen in Esperanto unterrichtet.
Die Esperanto Revuen "Norda Prismo" (Nordisches Prisma, Schweden) und "Nuntempa Bulgario" (Heutiges Bulgarien) konnten über Esperantovertreter bestellt werden. Der Bezug von Esperantozeitungen über das Zeitungsvertriebsamt wurde weiterhin mit dem Hinweis auf die Verordnung von 1949 abgelehnt.
Am 17. Februar fand in Dresden das 4. Esperanto-Jugendtreffen, statt.
Am 20.3. erschien in der Union ein Artikel "Laßt uns die Sprache der Gesten ersetzen". Es war der erste positive Esperantoartikel in einer Dresdner Zeitung seit 1949.
Am 23.3.1957 wurde vom Rat des Bezirks Dresden, Abteilung für Innere Angelegenheiten eröffnet, daß mit sofortiger Wirkung jede Art von Zusammenkünften und gemeinschaftliche Betätigung der Esperantisten, solange die Verordnung vom 12.1.1949 noch besteht, verboten ist. Den Esperantisten in Dresden und Umgebung wurde am gleichen Tag mitgeteilt, daß die monatlichen Versammlungen und das für den 20. April geplante DDR Esperanto-Landestreffen in Riesa verboten wurden.
Esperantisten schrieben Protestbriefe an den Rat des Bezirks gegen das Verbot vom 23. März. Es konnten aber nach telf. Absprache mit der SED Kreisleitung Esperantokurse im VEB Zentrifugal und in der Mittelschule Radebeul durchgeführt werden. Anfang Mai erschien das sechste "Informilo" in dem über die letzten Ereignisse berichtet wurde. Hingewiesen wurde auf Kurse, die außer in Radebeul auch in Freital, Pirna, Sebnitz, Wilthen, Dretschen und Zittau laufen.
Am 30. Juni kamen die Esperantisten von Dresden in Wachwitz wieder zusammen. Die Veranstaltung war poliz. gemeldet.
Auf Grund der Protestschreiben an den Rat des Bezirkes wurden Esperantisten zu einer Aussprache in die Abteilung Inneres vorgeladen.
Auf einen Brief an die Volkhochschule Dresden erfolgte am 8. Juli die Antwort, daß der Esperanto-Unterricht von der übergeordneten Dienststelle als unerwünscht abgelehnt wurde.
Die Presse der Sowjetunion Nr.95 (18. August), Berlin brachte den Artikel "Esperanto - heute noch aktuell ?", (Prof. J.Bokarjow). Viele Esperantisten schrieben hierauf an die Redaktion und an Regierungsstellen, diese antworteten jedoch meist wie vorher negativ. Die Antwort vom Ministerium für Volksbildung lautete z.B., der Artikel beinhalte nur die Meinung eines Professors, unser Staat ist nicht der Auffassung, daß ein öffentliches Interesse an der Bildung einer Esperanto-Organisation oder die Abhaltung von Esperantokursen besteht.
Die jungen Esperantisten führten ihr 6.Treffen in Königstein durch.
Die "Union" vom 12.12.57 brachte wieder einen positiven Artikel zu Esperanto "70 Jahre Welthifssprache" von Prof. Lapenna.

1958

Am 16. Februar traf sich die Esperanto-Jugend in Dresden zu ihrem 7. Touristischen-Esperanto-Jugend-Treffen.
Die Esperantisten Radebeuls trafen sich regelmäßig in der Gaststätte "Carolaschlößchen", oft nahmen auch Sprachfreunde von Dresden und der Umgebung teil.
Durch Berichte über das Esperantotreffen im Rahmen der 6. Weltfestspiele der Jugend in Moskau, welche in Zeitungen oder Rundfunksendungen bekannt wurden, interessierten sich auch einige FDJ Mitglieder im VEB Funkwerk, Dresden für Esperanto. Durch eine Wandzeitung im Betrieb wurde für einen Anfängerkurs unter der Jugend geworben. Nach Meldung an den Zentralrat der FDJ wurde die Leitung der FDJ-Betriebsgruppe in einem Antwortschreiben dahingehend informiert, daß es nicht Aufgabe der FDJ sei, Esperanto zu unterrichten, sondern die Jugendlichen auf das Erlernen lebender Sprachen in Volkhochschulen zu verweisen.
Daraufhin wurde die Esperanto-Werbung im Funkwerk und einigen anderen Betrieben unterbunden.
15. Mai fand in Neukirch ein Treffen von Esperantisten der Lausitz, mit Gästen von Pirna, Dresden u.s.w. statt. Ein Vortrag über die Ergebnisse in der Esperantoarbeit von 1945 bis 1958 wurde durchgeführt.
Dresdner Esperantisten hatten sich mit Hinweis auf die guten Erfolge der Radebeuler Gruppe an den Bezirksfriedensrat in Dresden gewandt, ob er auch in Dresden einen Zirkel der Internationalen Verbindung gründen könne. Die Bezirksleitung Dresden antwortete am 20. Juni, daß sie keine Zustimmung geben könnten, da keine Gründung von Gruppen für Esperanto oder andere Fremdsprachen im Friedensrat beabsichtigt sei.
Da ab diesem Jahr immer mehr Lesestoff in Esperanto gebraucht wurde, wurden die "Dresdenaj Kajeretoj" herausgegeben. Diese Heftchen wurden durch einen Tausendfachstempel mit Wachsmatritzen vervielfältigt. Ab diesem Zeitpunkt stellte man auch die "Informiloj" nach dieser Methode her. Als erste Hefte erschienen 1. "Rakontoj kaj Noveletoj", 2. "Elementar Wörterbuch Esp/Deutsch" und 3. "Spritaĵoj, Humoraĵoj"...
Es wurde Verbindung mit dem Direktor der Volkshochschule Quedlinburg aufgenommen, wo der erste offizielle Esperanto-Kurs der DDR lief. Auch andere Esperantisten schrieben nach Quedlinburg, in der Hoffnung, auch in anderen Städten Kurse im Rahmen der Volkshochschulen zu ermöglichen.

1959

Am 15. März fand eine ministeriell genehmigte Konferenz der Esperantisten in Quedlinburg statt (13 Teilnehmer). Thema war die Gründung von Interessengruppen für Esperanto in der DDR. Als Sitz für die Leitung wurde Dresden-Klotzsche vorgeschlagen. Diese Vorschläge und eine Entschließung wurden am 18. März persönlich im Ministerium für Volksbildung übergeben.
Am 8. April wurde der Esperanto-Kurs in Quedlinburg verboten.
15. Juni wurde an das Ministerum für Volksbildung geschrieben, da bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort auf die Zulassungs-Konferenzunterlagen kam. Gleichzeitig bat man um Beantwortung der Frage, ob es möglich sei, am Esperanto-Weltkongreß in Warschau teilzunehmen. Am 2. Juli antwortete das Ministerium, daß sie den Brief an den Deutschen Friedensrat, Berlin weitergeleitet hätten, da dieser zuständig wäre. Daraufhin wurde umgehend beim Deutschen Friedensrat angefragt. Am 10. Juli schrieb der Friedensrat, daß ein Esperantist als Delegierter des Friedensrates am 44. Weltkongreß des Esperanto teilnehmen könne. Am 21. Juli wurde ihm mitgeteilt, das er leider nicht teilnehmen könne. Am 8. August teilte ihm auch das Ministerium des Inneren mit, daß seinem Antrag auf Teilnahme am Weltkongreß nicht entsprochen werden konnte.
10 Esperantisten der DDR nahmen am Kongreß teil. Darunter ein Teilnehmer aus Dresden.
Im 16. Mitteilungsblatt wurde über das Erscheinen der Dresdner Heftchen 4. "Hadumoth" und 5.. informiert.

1960

Im Januar erschien erstmals eine Ausgabe des "Paco" in der DDR, sie wurde mit Hilfe des Friedensrats herausgegeben. So schrieb man an das Ministerium für Kultur, ob es jetzt, nachdem eine "Paco" Ausgabe in der DDR gedruckt wurde, auch eine Druckgenehmigung für Esperanto-Schriften geben könne. Die Antwort lautete, daß die Herausgabe des "Paco" nur eine Sondergenehmigung gewesen sei.
Im Januar erschien das 17. Mitteilungsblatt.
Im Juli wurde im 18. Mitteilungsblatt geschrieben: "Ich stelle in unserer Entwicklung nach dem Weltkongreß in Warschau eine Stagnation fest. Die Herausgabe des "Paco" war die letzte positive Handlung des Friedensrates, denn wie man danach aus Briefen erfuhr, übergab der Friedensrat die Esperanto-Arbeit an den Kulturbund. Doch genaues wäre noch nicht bekannt geworden".
Am 30. Oktober fand in der monatlichen Esperanto-Zusammenkunft in Dresden-Wachwitz der Vortrag "Bulgarien, Land der Rosen und Dimitroffs" mit dem Gastredner Hesapchiev statt. Hesapchief war Gast des Friedensrates, der auch einen Vertreter zu dieser Zusammenkunft gesandt hatte.
Im 19. Mitteilungsblatt vom November wurde geschrieben, daß sich die Esperantosache langsam bessere. Die Übersetzungen des Briefes W.Ulbrichts an Adenauer, der Deutschlandplan, in Esperanto und die Verschickung an Esperantisten in Westdeutschland und dem Ausland fand Anerkennung bei einigen Instanzen. Von den Dresdner Heftchen erschien 6. "Kiel la stelaro estas farita".
Durch Esperantisten konnten inzwischen weitere Esperanto-Zeitungen bezogen werden. Z.B. "El popola Ĉinio" (Aus Volkschina). "Vjetnamio antaŭenmarŝhas" (Vietnam marschiert vorwärts).

1961

Nach Absprache mit dem Vorsitzenden der LDPD-Wohnbezikgruppe Klotzsche, wurde vor dieser Parteigruppe am 24. März der Vortrag "Esperanto - eine wichtige Waffe im Friedenskampf" gehalten.
Im Juli fragte man beim Bundessekretariat des Kulturbundes an, ob Fremd-Sprachgruppen im Kulturbund gebildet werden können, wo sich auch die Esperantisten beteiligen würden. Im August antwortete der Kulturbund, daß es möglich sei im Rahmen des Kulturbund Fremdsprachzirkel zu bilden, ausgenommen von Esperanto.
Im Gesetzblatt der DDR Nr. 64, vom 15. September wurde die Verordnung vom 12.1.49 außer Kraft gesetzt. Daraufhin stellten viele Esperantisten Anfragen an das Ministerium des Innern, ob es nun möglich sei, Esperanto-Gruppen zu gründen und Drucksachen in Esperanto herstellen zu lassen. Die Antwort lautete, daß sich durch Aufhebung der Verordnung nichts verändert hätte, die Esperantisten sollten sich wie bisher an den Friedensrat wenden. Auch das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen schrieb auf Anfragen, es bestehe nach wie vor, aus politischen und ökonomischen Gründen, kein Interesse an der Einfuhr von Esperanto-Literatur aus dem sozialistischen Ländern.
Radio Warschau, Esperanto-Redaktion, strahlte im Oktober eine Sendung aus Anlaß der 300-Jahrfeier der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin,aus. Dadurch erfuhren die Esperantisten, daß die Staatsbibliothek auch einen großen Bestand an Esperanto-Büchern hätte. Auf Anfrage, erhiel man die Meldung, daß die Bibliothek im Besitz der 2 000 Bände umfassenden Esperanto-Sammlung gelangt ist (Kgl.Sächsische Esperanto-Bücherei), die in Kürze zur Benutzung bereitgestellt würde.

1962

Im März wurde erneut an den Kreisfriedensrat Dresden geschrieben, daß die Esperantisten vom Ministerium für Kultur aufgefordert wurden, mit den Friedensräten Hand in Hand zu arbeiten. Die Antwort lautete: Es ist uns unverständlich, daß Sie jetzt vom Ministerium diese Mitteilung erhalten haben, denn auf der 22. Plenartagung des Deutschen Friedensrates wurde beschlossen,daß die bisherigen Aufgaben der Friedensbewegung von der Nationalen Front übernommen werden. Sie müssen sich demzufolge mit der Nationalen Front in Verbindung setzen.
Im Mai wurde ein Esperantist von der Polizei vorgeladen, wo ihm mitgeteilt wurde, daß jede Zusammenkunft, jede Werbung, ja selbst der Verkauf von Esperanto-Abzeichen und Literatur verboten sei.
Auch in Dresden wurde eine der monatlichen Esperanto-Zusammenkünfte polizeilich aufgelöst. Auf die Frage, ob man für spätere Zusammenkünfte wie bisher polizeiliche Genehmigung beantragen könne, wurde mit einem klaren nein geantwortet. Die aktivsten Teilnehmer wurden später zur Polizei vorgeladen, wo sie eine Erkärung unterschreiben mußten. In ihr stand, daß sie keine Werbung für Eperanto machen und sich nicht versammeln dürften.
In Radebeul wurde im Juli der Kurs beim Deutschen Roten Kreuz verboten, daraufhin wendete man sich an das Bezirksgericht und erhiel nach einer Aussprache die Antwort eines Richters: was in der DDR nicht gesetzlich verboten ist, ist erlaubt. Das frühere Verbot der Esperanto-Gruppen ist gesetzlich aufgehoben worden. Sie könnten also ohne weiteres eine Gruppe gründen. Der anwesende Staatsanwalt war der gleichen Meinung und er äußerte, daß die Maßnahmen der Polizei gesetzwidrig seien. Er beabsichtigte, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Am 31. Juli trafen sich die Radebeuler Esperantisten zu ihrer monatlichen Zusammenkunft. Die Anwesenden wurden über die Ergebnisse beim Bezirksgericht informiert. Darauf beschlossen die Teilnehmer, eine Esperanto-Gruppe zu gründen. Am 1. August informierte man die Volkspolizei Dresden, daß die Radebeuler Esperantisten am 31. Juli eine Esperanto-Gruppe gegründet hätten und man die Satzungen nachreichen werde.

1963

Von den Dresdner Heftchen erschienen die 7. "Timo", 8. "" und 9. "Gravaj argumentoj por Esperanto".

1964

Am 7. März fand in Leipzig ein offizielles Treffen der Esperanto-Friedensfreunde der DDR statt, an diesem nahmen auch Esperantisten des Raumes Dresden teil. Es wurde ein Bericht über den 48.Esperanto-Weltkongreß in Sofia gehalten, danach wurde in der Diskussion über Esperanto-Probleme in verschiedenen Orten der DDR, Fragen des Nachwuchses, Lehrmöglichkeiten und Publikation berichtet.
Im September erhielten einige aktive Esperantisten vom Friedensrat den Bescheid, daß die Betreuung der Esperanto-Bewegung vom Deutschen Kulturbund, Berlin, übernommen wurde und demnächst hierfür Richtlinien herausgegeben würden.

Erinnerung an eine Erinnerung
Klaus Urban erzählte mir von einem Vorgang, der sich in der Verbotszeit vor 1965 ereignete. Den Ort zeigte er mir in der Zeit nach 2001 im Vorbeifahren (Richtung Pirna zum Verein) an der Pillnitzer Landstraße eine ehemalige Gaststätte. Wenn ich mich richtig erinnere, handelt es sich um das Erbgericht Niederpoyritz in der Nähe der Elb-Fähre. Die Esperanto-Freunde trafen sich dort in einem durch eine Schiebe-Tür abteilbaren Bereich. Sie blieb geöffnet. Esperantisten durften sich nicht versammeln. Offiziell waren sie Sammler von Briefmarken oder sprachen über Brief-Korrespondenzen. Unerwartet beschwerte sich ein Gast aus dem Hauptraum, die Leute hier seien zu laut und schloss die Tür. Unmittelbar darauf traten Polizeikräfte als Vertreter der Staatsmacht ein. Das Treffen wurde aufgelöst und die Esperanto-Freunde zur Vernehmung auf die Schießgasse geladen. 20210901SE