1909

Im Januar wurde in Deuben bei Dresden die Esperanto-Gruppe "Plaŭena Fundo" (Plaunscher Grund), Leiter P. Liegel gebildet.
Am 31. Januar wurde der "Sächsische Landesverband Esperanto" gegründet, Vors. K. v. Frenckell.
Beim Delegiertentag in Leipzig waren 45 Vertreter und in Mittweida (21. Juli) 39 Vertreter von 15 sächsischen Esperanto-Vereinen anwesend.
In Dresden bildete sich eine Polizei-Esperanto-Gruppe, im März die Esperanto-Gruppen Dresden-Laubegast, Dresden-Pieschen, Radebeul (Universo) und in Dresden-Weißer Hirsch eine Esperanto-Gruppe und der Damenverein Esperanto. Gleichfalls bildete sich die
1. Arbeiter-Esperanto-Gruppe "Antaŭen" (Vorwärts), eine Gruppe der Studenten der Technischen Hochschule Dresden, Esperanto-Variete-Liga in Dresden und je eine Gruppe in Wilsdruff und Heidenau.
Auf dem 4. Deutschen Esperanto-Kongreß in Gotha (21. - 23.5.1909) wurde auf Antrag von Dr. Schramm die Esperantisten-Gesellschaft in "Deutscher Esperanto Bund" (Germana Esperanto Asocio) umbenannt.
160 Firmen in Dresden korrespondierten in Esperanto und viele von ihnen gaben Prospekte über ihre Erzeugnisse in Esperanto heraus. Z.B. gab die Kamerafabrik "Hüttig A.-G." Dresden einen schönen Katalog heraus.
Im August bestand der "Sächsische Landesverband Esperanto" aus 60 Vereinen mit ca. 2200 Mitgliedern, außerhalb des Verbandes gab es weitere 20 Vereine.
Während des V. Internationalen Esperanto-Kongresses in Barcelona, an dem viele Esperantisten des Bezirks Dresden teilnahmen, belegte Marie Hankel den 1. Platz beim literarischen Ausscheid.
Im September wurde ein Esperantokurs für Angestellte der Straßenbahn begonnen (10/1909 Mitteilung).
Auf Beschluß der Hauptversammlung wurde die Gesellschaft Esperanto Dresden in Esperanto Verband (Esperanto Asocio) umbenannt. Im November traten die Polizeigruppe und die Gruppe Dresden-Cotta dem Dresdner Esperanto Verband bei, dieser hatte hierdurch 13 Gruppen mit ca. 540 Mitgliedern. Zu diesem Zeitpunkt bestanden außhalb des Verbands noch 12 weitere Gruppen. In allen Gruppen wurde der 50. Geburtstag Zamenhofs festlich begangen.
Im Dezember bildeten sich in Coswig und in Görlitz Esperanto-Gruppen. Die Görlitzer Gruppe "Zamenhof" stand unter der Leitung von Dr. C. Goebel.
In Dresden bildete sich eine Post-Esperantogruppe.

1910

Im Januar bildete sich die Akademische Gruppe als 14. Gruppe des Esperanto Verbandes Dresden. Gleichfalls wurden eine Arbeiter-Esperanto-Gruppe in Dresden-Neustadt und im April die 15. Gruppe "Tramvojo" (Gruppe der Straßenbahner) und "Ruĝa Kruco" (Rotes Kreuz) gebildet.
Im dritten Jahr ihres Erscheinens, wurde die humoristische Zeitung "La Spritulo" in Dresden und ab Januar 1910 bis Februar 1911 die "Internacia Scienca Revuo" (Internationale Wissenschaftliche Revue) in Kötzschenbroda / Dresden verlegt.
Die Arbeiter-Esperantisten Dresdens, unter Leitung des Kaufmanns Leopold Schlaf, wurden mit anderen Arbeiter-Esperanto-Gruppen, welche jedoch nicht anwesend waren, zum "Deutschen Arbeiter Esperantisten Bund" zusammengeschlossen. Schlaf ernannte sich selbst zum Präsidenten dieses Bundes und gab die Zeitung "Der Arbeiter Esperantist" heraus. Wie sich später herausstellte, arbeitete Schlaf mit falschen Angaben (siehe April 1911).
Ab April wurde mit Genehmigung der Schulbehörde in der 1. Klasse der Volksschule Deuben Esperanto unterrichtet. Es folgte die Schule von Weinböhla.
In der städtischen Bibliothek Dresden-Plauen konnte Esperantoliteratur ausgeliehen werden. In Hotels und Cafes von Dresden lagen Esperanto-Zeitschriften (z.B. Mitteilungen der Gesellschaft Esperanto Dresden, Germana Esperantisto usw.) aus.
Unter Leitung des UEA-Delegierten Dinger trafen sich die Mitglieder der UEA ab April jeden ersten und dritten Sonntag im Kaiser-Cafe zum "Gastotablo de UEA" ("Gasttisch der UEA").
Zur Frühjahrsversammlung des Sächsischen Landesverbandes Esperanto in Freiberg kamen Vertreter von 39 Gruppen. Am Nachmittag kamen zur öffentlichen Festversammlung noch viele Gäste. Nach der Begrüßung durch Dr. Schramm hielt Professor Dr. Scheffler von der Technischen Hochschule in Dresden einen Vortrag über die Bedeutung des Esperanto für die Jetztzeit.
1. Juli übernahm Friedrich Ader den Esperanto-Verlag von E. Boden. E. Boden führte seine Druckerei als Esperanto-Druckerei weiter (Mitteilungen 9/1910).
In Radeburg bildete sich im Juli eine Esperanto-Gruppe unter der Leitung von R. Thiele.
Im September feierte die Variete Esperanto Liga ihr einjähriges Bestehen und veranstaltete eine Variete-Vorstellung im Victoriatheater Dresden. Ähnliche Aufführungen wurden schon in Rotterdam, Amsterdam, Paris und Berlin gezeigt.
Viele Firmen in Dresden und Umgebung warben und korrespondierten in Esperanto, z.B. Pfunds-Molkerei, ICA Kamera Werke, Zigarettenfabriken "Suchum" und "Mongoli", Reisebüros und viele Restaurants, Hotels und Cafes.
Das Fest aus Anlaß des 4-jährigen Bestehens der Vereinigung Esperanto Dresden wurde von ca. 1000 Personen besucht.

1911

Im Januar wurde in Dresden die "Internacia Medicino" herausgegeben (es erschienen insgesamt nur zwei Nummern*).
Am 22. Januar fand die Hauptversammlung der Post Esperanto Union "Zamenhof" Dresden statt. Auf dieser wurde der "Internationale Verband esperantokundiger Postbeamten" gegründet (prov. Vors. P. Schmidt). Die P.E.U. "Zamenhof" schloß sich diesem Internationalen Verband an. Man beschloß, auf dem Internationalen Vorkongreß in Dresden die Leitung des neuen Verbandes zu wählen.
Am 2. April wurden erstmalig Schulkinder in Esperanto geprüft. Im gleichen Monat bildete sich die erste Esperanto-Jugendgruppe.
Am 16. April kam es auf Drängen der Arbeiter-Esperantisten zum 1. Kongreß in Leipzig. Auf diesem wurde nach heftigen Diskussionen Schlaf seines Postens enthoben. Danach wurde über neue Statuten beraten und die neue Leitung gewählt. Als Sitz des Bundesausschusses, der gleichzeitig die Pressekommission bildete, wurde Dresden bestimmt. Als offizielles Organ des "Deutschen Arbeiter Esperantisten Bundes" (GLEA) wurde ab Juni 1911 "Antaŭen" (Vorwärts) herausgegeben.
Der Verband Deutscher Esperantisten sammelte Unterschriften für eine Petition an den Reichstag für die Einführung des Esperanto-Unterrichts in allen deutschen Schulen.
Von Mai bis Oktober fand in Dresden die Internationale Hygiene Ausstellung statt. Aus diesem Anlaß gab Dr. Schramm eine Broschüre in Esperanto mit Beiträgen von R. Maske und Dr. H. Arnhold heraus.

Auch viele Dresdner und internationale Firmen, die hier ausstellten, gaben Esperanto-Prospekte heraus (GE 6/1911 Seite 129-130 und 7 Seite 162). Der Esperanto Verband beteiligte sich mit einem Informationsstand. Aufsichtspersonal, Post- und Bankangestellte in der Austellung beherrschten Esperanto. Im August wurde der 1. Deutsche Akademiker Bundestag des DEB innerhalb dieser Ausstellung durchgeführt.
Ab Juli wurde "La Esperantisto", das Organ des "Verbandes Deutscher Esperantisten", in Dresden verlegt. Sie erschien bei der Firma J.A. Nobis (Inhaber G. Füllborn), die Schriftleitung verblieb bei Fritz Stephan, Leipzig.

Vom 16. bis 18. August fand in Dresden der Internationale Esperanto-Vorkongreß des VII. Welt-Kongresses (Antwerpen) mit 500 Teilnehmern in der "Internationalen Hygiene Ausstellung" statt. Am 17.8. wurde hier die Internationale Liga der Esperanto-Postler (ILDEPO) offiziell gegründet (GE 10/1911 S.202-204).
Es bildeten sich die Arbeiter-Esperanto-Gruppen "Centro" (Zentrum), Pieschen und Striesen. Sie schlossen sich danach mit der Arbeiter-Esperanto-Gruppe Dresden-Neustadt zum Ortsverband der Arbeiter-Esperanto-Gruppen zusammen. Dieser schloß sich 1912 dem Deutschen Arbeiter Esperantisten Bund an und wählten eine gemeinsame Leitung.
Ab 1911 verwendete die Firma E. Neumann und Co. Dresden, Fabrik für Abzeichen, Dekorationen, Fahnen usw., Esperanto. Sie stellte viele Esperanto-Artikel her, gab Esperantokataloge heraus und korrespondierte mit ihren Auslandspartnern in Esperanto. Einige Arbeiter und Angestellte waren selbst Esperantisten.
In Dresden bildete sich die katholische Esperanto-Gruppe "Fideleco" (Treue) Vors. Wenke und Görlitz bildete die Esperanto-Gruppe "Unueco" (Vors. F.W. Nather).
1912

wurde als staatlich-öffentliche Einrichtung ein Esperanto-Museum und eine Esperanto-Bibliothek im Sächsischen Esperanto Institut gegründet.
Der DEB nahm den "La Esperantisto" als ihr Organ an (Januar - August).
Im Juni führten die Dresdner Esperantisten eine Festveranstaltung aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Esperantosprache durch.
Am 1. August vereinigten sich der Esperanto Verlag Müller und Borel (Berlin) und der Verlag Friedrich Ader (Dresden). Dadurch wurde ab September der "Germana Esperantisto" in Dresden verlegt, in Berlin verblieb die Redaktion (Ltr. F.Ellersiek). Nach Verhandlungen mit den Verlagen des "La Esperantisto" (Der Esperantist) und "Germana Esperanto Gazeto" (Deutsche Esperanto Zeitung) gingen diese zum Verlag Ader und Borel über. "Germana Esperantisto" erschien darauf, nach Unterbrechung von einem Jahr, wieder als offizielles Organ des Deutschen Esperanto Bundes (GEA) 1913.
Der Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs hatte sich der UEA als Esperanto-Unternehmen angeschlossen.
1913

wurden in sieben Dresdener Schulen Kinder in Esperanto unterrichtet.
Dr. Albert Schramm wurde als Direktor des Buchgewerbe-Museums nach Leipzig berufen, damit wurde auch das Sächsische Esperanto Institut nach Leipzig verlegt.
15. April starb Professor Scheffler (Mitteilung 5/1913).
Im Oktober weihten die Dresdner Esperantisten ihr neues Esperanto-Heim in der Pirnaischen Str. 50 ein. In ihm befanden sich die Sekretariate des Deutschen Esperanto Bundes, der Sächsischen Esperanto Liga und die Gesellschaft Esperanto. Außerdem waren Räume für Gruppenzusammenkünfte vorhanden. Hier trafen sich die Gruppen Ost, Zentrum, Süd und die Gruppe der Esperanto-Sängerinnen.
Am 21. November fuhren Dresdner Esperantisten mit dem Luftschiff "Sachsen", geschmückt mit einer großen Esperantoflagge, über Dresden und die Sächsische Schweiz.
Nova hejmo en Pirnaische Straße La Revuo (1913) Österreichische Nationalbibliothek
Okazintaĵoj el Dresdeno La Revuo (1913) Österreichische Nationalbibliothek

1914

Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde die Esperantobewegung stark zurückgeworfen. Die Arbeiter-Esperanto-Bewegung wurde verboten.
Der Deutsche Esperanto Bund stellte seine Kräfte dem Staat zur Verfügung, indem er eine spezielle Zeitung in Esperanto herausgab, die über die Situation des Krieges informierte. Außerdem sandte der D.E.B. Pakete mit Lehrbüchern und Literatur an Kriegsgefangenlager und an die Front. Gleichfalls unterstützte er die UEA bei der Übermittlung von Briefen Kriegsgefangener.
1916
steche

Der Abgeordnete Dr. A. Steche (stellv. Vorsitzende des D.E.B.) hielt am 1. Februar im Sächsischen Landtag eine Rede über die wachsende Bedeutung des Esperanto und seine Aufgaben in Gegenwart und Zukunft. Diese wurde in der Diskussion von Anwesenden gut aufgenommen.
Die Deutsche Esperanto-Zentrale in Dresden rief die Esperantisten auf, Esperanto-Lehrbücher und Literatur zu spenden, diese wurden dann an Kriegsgefangenenlager geschickt.
Am 9. und 10. Dezember fand das erste Mal während des Krieges ein Treffen der Deutschen Esperantisten in Dresden statt (Künstlerhaus). Innerhalb dieses Treffens führten die Espertantisten Dresdens ihr zehnjähriges Gründungsjubiläum durch.
Ab 28. Dezember führte die UEA-Gruppe in Dresden wieder ihre regelmäßigen, monatlichen Zusammenkünfte unter Leitung des UEA Delegierten Edmond Nicolai durch.


1917

Am 14. April starb Dr. L.L.Zamenhof in Warschau. Die Dresdner Esperantisten führten im Mai eine Gedenkfeier ihm zu Ehren durch. Die gehaltenen Reden wurden als Broschüre herausgegeben.

* Text korrigiert am 18.05.2011 Fehler war: "es erschien nur eine Nummer" S.E.